Eine alte Mercedeskrankheit: Das Zündschloss fängt an zu klemmen.
Das ist zunächst nur störend, aber ab dem Moment wo es endgültig blockiert (und der Moment kommt manchmal sogar ohne Vorankündigung), ist es nicht nur ärgerlich (Abschleppdienst) sondern auch teuer, da es nur noch mit erheblichem Aufwand ausgebaut werden kann.
Im amerikanischen Forum hat sich ein User die Mühe gemacht eine tolle Anleitung zusammen zu stellen. Ich hab nach dieser Anleitung gearbeitet und kann sie sehr empfehlen.
Nachfolgend die Handgriffe in 10 Schritten und auf deutsch, mit leichten Handlungskorrekturen. Zeitaufwand ca. eine Stunde, wenn man sich Zeit nimmt. Ich würde mir zutrauen die Reparatur beim 2. Mal innerhalb von 20 Minuten zu erledigen. Ich habe einen MT.
Die Aufgabe des kleinen Bolzens ist übrigens in Schlüsselposition 1 und 2 einen kleinen Rastwiderstand hervorzurufen, so dass man merkt, dass diese Raststufe eingerastet ist. Ansonsten hat der Bolzen keine weitere Funktion.
Schritt 1: Seitenverkleidung der Armaturentafel lösen.
Dazu mit einem Geldstück oder einem breiten Schraubenzieher die beiden Kunststoffschrauben um 90° drehen und die Abdeckung aushebeln (Bild 1).
Die Lüftungsdüse wird nach vorne ausgebaut. Sie ist nur leicht gesteckt und fällt einem fast entgegen. Die Stecker können angeschlossen bleiben.
Schritt 2: Unteres Lenkradverkleidungsteil lösen.
Dazu werden insgesamt 9 Schrauben entfernt, 5 Schrauben unter dem Lenkrad (die Schraube auf Bild 3 an dem Motorhaubenöffner wird gerne übersehen – roter Kreis), 3 Schauben um die Lenkradhöhenverstellung (Bild 2 - man löst erst die Sichtbare in der Mitte, nimmt die Blende ab und löst dann die beiden Anderen darunter) und eine an der linken Seite (Bild 1).
Schritt 3: Lenkradverkleidung lösen.
Vorsichtig das Teil Stück für Stück aus allen Kontaktstellen „herausrausmassieren“. Irgendwann schnalzt es nach unten raus, ist nur gesteckt und geht eigentlich nicht schwer. Was hat man also bis jetzt? 9 Schrauben, die Blende unter dem Lenkrad und die Seitenabdeckung (Bild 4) sowie eine runterhängende Lenkradverkleidung auf den Knien (Bild 5).
Eine weitere Demontage oder gar ein vollständiger Ausbau ist nicht notwendig. Der Zugang wird nicht erschwert, einfach locker hängenlassen.
Schritt 4: Transponderring lösen.
Dazu einfach feste greifen und mit leichten Zug nach vorne rausnoddeln. Es braucht keine Gewalt (Bild 6 und 7).
Schritt 5: Schwarze Zylinderbuchse mit Schloss ausbauen.
Dazu den Zündschlüssel einstecken und Zündung einschalten (90° Drehung in Position 1). Anschließend den Zylinder greifen (ggf. mit Rohrzange wenn es schwer geht) und um 90° drehen, ein wenig hin und her noddeln, dann fällt er einem in den Schoß (Bild 8 und 9).
Schritt 6: Stecker lösen.
An dem Schlossgehäuse befinden sich zwei Stecker. Ein kleiner ist von unten gesteckt (Bild 10).
Ein dicker Stecker ist von hinten gesteckt (Bild 11 – der kleine Stecker ist schon gelöst, der dicke hintere Stecker ist im großen Kreis sichtbar, zur besseren Orientierung auf dem Bild hab ich den Schlüssel aus Schritt 5 wieder eingebaut).
Den großen Stecker packt man einfach und drückt ihn in Fahrtrichtung nach vorne, dann löst er sich ganz leicht. Einfach hängen lassen (Bild 12).
Den dritten Kabelanschluss aus der amerikanischen Anleitung (s. dort unter Bild 12) gibt es bei mir (MT) nicht. Beim AT gibt es ihn. Nennt sich parking interlock connector.
Schritt 7: Halteklammer lösen.
Die Halteklammer ist mit einer M10 Schraube (Bild 12) angezogen. Einfach aufschrauben (Bild 13).
Schritt 8: Sicherungsbolzen eindrücken und Gehäuse ausdrehen.
Zugegeben, bis ich diesen Sicherungsbolzen gefunden hatte, verging einige Zeit. Zunächst dachte ich immer ich müsse die Halteklammer auf die Seite schieben um an den Bolzen zu gelangen, dem war aber nicht so. Es ist ganz einfach. Die seitliche Verkleidung des Lenkrades verdeckt diesen Bolzen. Mit einem Schraubenzieher einfach die Verkleidung etwas nach innen drücken und schon blitzt er hervor (Bild 14 – der rote Stiel war mein Hebelinstrument).
Nun nimmt man einen kleine Schraubenzieher und drückt diesen gefederten Bolzen nach innen so dass sich gleichzeitig das Gehäuse nach oben drehen lässt. Man wackelt etwas bis das Gehäuse sich löst und aus der Arretierung gezogen werden kann (Bild 15 - der Bolzen in wieder ausgefahrenem Zustand bei ausgebautem Gehäuse).
Schritt 9: Übeltäter aus dem Gehäuse entfernen.
Das Klemmen des Schlosses wird durch einen gefederten Sicherungsbolzen verursacht, der aus irgendeinem Grund irgendwann mal nicht mehr eingedrückt werden kann. Dazu wird das Gehäuse eingespannt und die Metalabdeckung über dem Bolzen entfernt. Ich hab es wie in der amerikanischen Anleitung mit einem Körner versucht, das ist aber Spatzen vor Kanonen halten und ich hab prompt ein Loch reingehauen (Bild 16).
Das Plättchen ist nur ein dünnes Blech und kann, nachdem man ein paar Mal z.B. einen dicken Schraubenzieher in der Mitte einschlägt einfach ausgehebelt werden. Wegen der Feder darunter fliegt das Teil erst mal davon, also aufpassen (Bild 17).
Die Feder und den Bolzen holt man aus dem Gehäuse (Bild 18)
und legt anschließend das Metallplättchen wieder ein und klopft es flach (Bild 19).
Schritt 10: Übeltäter entsorgen
Das benötigte Werkzeug aufräumen und das gesparten Geld z.B. in neue Reifen investieren… (Bild 20)
Insgesamt fand ich die Aktion mit der amerikanischen Anleitung einfach und nachahmenswert, zumal man möglicherweise für 1.000 € Werkstatt-Tarif…
Diskussion zum Thema im Forum: Zündschloss defekt, blockiert oder hakt